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Christoph Hein: Unterm Staub der Zeit. Eine Jugend im Schatten des Mauerbaus

Das schreibt der Verlag:

Ende der 1950er-Jahre: Als Pfarrerssohn wird Daniel in seiner ostdeutschen Heimatstadt das Abitur verwehrt und er zieht deshalb nach Berlin. Gemeinsam mit seinen Zimmergenossen aus dem Schülerheim, die alle wie er aus der DDR stammen, erkundet er die Stadt: Als Zeitungsverkäufer zieht er durch die Kneipen, und wenn das Essen im Schülerheim allzu fade schmeckt, geht es auf eine Erbsensuppe in Aschingers »Stehbierhalle«. Er erlebt Bill Haley, der den Sportpalast zum Kochen bringt, und den Erweckungsprediger Billy Graham. Aber am liebsten schreibt Daniel an seinen Theaterstücken und knüpft schon bald erste Bande zur Berliner Theaterszene.

Das sagt Die gute Seite:
Ist es fatalistisch, bei jedem Buch aufzuatmen, das Christoph Hein veröffentlicht, weil das vorherige noch nicht das letzte war und er sich zuletzt immerhin mit “letzten Gedanken” Lessings trug? Es ist jedenfalls menschlich und zeugt von Verehrung oder zumindest literarischer Freude am Werk des Autors.

Nach dem grandiosen Glückskind mit Vater, dem wichtigen Stoff Trutz, dem wichtigen Verwirrnis, dem in der Gegenwart angesiedelten Guldenberg (jetzt im TB), Ein Wort allein für Amalia (Insel-Bücherei), nun also die Mauerbauzeit im Brennglas aus der Sicht eines Pastorensohns, der sein Abitur notgedrungen in West-Berlin ablegt. Hein fächert spannend die Möglichkeiten und Beschränkungen der Zeit auf, lässt mich zum ersten Mal von der BeKo-Mark hören und führt alltagstauglich die Absurditäten der politischen Situation vor Augen, die Ausweglosigkeit, die Arrangements damit. Mit einer illegalen und minutiös geplanten Geldübergabe, Flüchtlingsschleusungen und Angstschweiß wegen eines geschmuggelten Tagesspiegels erzählt Christoph Hein unaufgeregt auch von den immer wieder eingegangenen Risiken von Menschen, die die politische Situation so nicht hingenommen haben. Eine dankbare Lektüre für Geschichtsneugierige, Menschen, die sich an die Zeit selbst oder aus Erzählungen erinnern und auch die, die von Christoph Hein bislang noch nichts gelesen haben.

(Kleine Trauerfalte: Der Verlag bezeichnete den Autor früher als Erzähler deutsch-deutscher Geschichte, während er nunmehr als Chronist der DDR ausgewiesen ist, was eine Perspektivveränderung darstellt. Zudem sind dem Lektorat während der ersten 50 Seiten leider zwei fast wortgleiche Wiederholungen durchgerutscht.)

Friederike Hartwig

Christoph Hein: Unterm Staub der Zeit
Erschien im April 2023 im Suhrkamp Verlag,
Gebunden, 220 Seiten.
In unserem Webshop: €24, ebook €20,99, Hörbuch €24, eAudio €16,99.
Hörbuch gelesen von Patrick Güldenberg (s.a. weitere Hörbücher)

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