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Claudio Caiolo/ Wolfgang Schorlau: Der freie Hund. Commissario Morello ermittelt in Venedig

Der freie Hund – ein Kriminalroman vor bekannter Kulisse

Die Hauptfigur des Buches ist Commissario Morello. Er wird durch die
Bedrohung seitens der Mafia aus seinen bisherigen Lebenszusammenhängen im sizilianischen Cefalú herausgerissen: er wird nach Venedig vesetzt. Der Commissario hadert mit der neuen Stadt, den dortigen Gewohnheiten und der geplanten Dauer seines Aufenthaltes im Norden Italiens.

Kreuzfahrtschiffe, Eifersucht oder Mafia?

Sein erster Fall in Venedig ist die Ermordung eines jungen Mannes, der dem Kommissar zuvor als Demonstrant mit Megafon gegen die Kreuzfahrtschiffe aufgefallen war. Eine Beziehungstat oder gibt es doch einen politischen Hintergrund? Oder ist gar die Mafia involviert, denn: Wo Beton ist, ist auch die Mafia?

Gruppendynamik im Kommissariat

Die gruppendynamischen Prozesse und Befindlichkeiten in Morellos neuem Kolleg*innen-Kreis nehmen im Krimi großen Raum ein. Ich kam beim Lesen nicht nur den erst undurchsichtigen Zusammenhängen, sondern auch den zentralen Figuren des Kriminalromans näher. Diese sind klar charakterisiert und erscheinen vor allem durch ihre jeweiligen Eigenheiten – wenn nicht Alle liebenswürdig, so doch menschlich. Die Lebenshintergründe des Ermittlungsteams sind so unterschiedlich, wie wir sie auch aus Berlin kennen: der Sexist, der Dann-doch-nicht-beförderte Chef-in-spe, die immigrierte Deutsche, die beflissene Sekretärin.

In den zentralen Figuren spiegeln sich die Problemlagen der
venezianischen bzw. italienischen Gesellschaft, wie die Autoren sie
sehen. Dies erzeugt Spannung beim Lesen und Interesse an mehr
Informationen. Ich bin beim Lesen jedenfalls mehrfach auf Informationen
gestoßen, die mir neu waren und die mich zum weiteren Nachdenken und
Recherchieren angeregt haben.

Kriminalroman vor bekannter Kulisse

Venedig als zentraler Handlungsort dürfte vielen Leser*innen außerdem
durch eigene Reisen oder Medienberichte bekannt sein. Dies erleichtert
das Imaginieren passender Bilder zur beschriebenen Handlung sehr und
schafft schnell ein vertrautes Gefühl beim Lesen.

Auch zu diesem Buch ist das Recherchematerial ist einsehbar. Wer sich
bestimmte Themen vertiefen möchte, kann die auf der entsprechenden Website.

Fiktive Ermittlungen vor realem Hintergrund?

Einen Teil der Spannung generiert auch dieser Kriminalroman dadurch,
dass dem Comissario zumindest ein Agieren in der Grauzone erlaubt wird.
Damit transportiert auch dieses Buch unterschwellig wieder die Frage,
welche Möglichkeiten die Polizei haben muss, um Verbrechen erfolgreich
zu verhindern?

Zusammenfassend kann ich schreiben, dass die aus den “Schorlau-Krimis”
bekannte Kombination zentraler historischer Ereignisse oder aktueller
Problemlagen mit einem liebenswerten Ermittlerteam auch das erste gemeinsame Buch von Schorlau und Caiolo prägt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der
Ermittler dieses Mal offiziell Polizist – und kein Privatermittler oder BKA-Beamter a.D – ist und unser Blick ins europäische Ausland gelenkt wird.

Also Schorlau-Fans, viel Spaß beim Lesen!

KarlA