Das schreibt der Verlag:
Marko, prekär beschäftigter Dozent an der Edenistischen Universität in der brandenburgischen Provinz, führt Tagebuch über seinen skurrilen Alltag. Er begegnet zielstrebigen Studenten aus aller Welt, gottesfürchtigen Kollegen und dem ein oder anderen Tier. Zunächst lässt sich alles harmonisch an, aber mit der Zeit tun sich Abgründe auf. Das dörfliche Umfeld, die IT-Zentrale und sogar die Natur werden bedrohlich. Mit der beginnenden Pandemie – vorgeblich eingeschleppt durch die in der Schlachtfabrik jobbenden Studierenden – implodiert die scheinbare Idylle.
Mit seinem prägnanten Roman bringt Daniel Bendix in origineller und höchst amüsanter Form die Gegenwart auf den Punkt.
Das sagt Die gute Seite:
Das schmale Bändchen eignet sich zur entspannten Sommerlektüre am Badesee, am Ufer des Landwehrkanals, im Karma Kultur Gemeinschaftsgarten unweit unserer Buchhandlung oder anderer anheimelnder Orte, die ein bisschen Gelassenheit atmen. Das Cover ist das – mit Verlaub – schönste, das bisher im KLAK-Verlag erschien (Grafik: Luisa Doria) und illustriert auf besondere Art wirklich treffsicher Stimmung, Weite und Dynamik des Romans.
Denn da kommt ein nicht Gläubiger als Dozent an eine Adventistische Mini-Uni mitten in der brandenburgischen Pampa, um “Geschichte internationaler Wirtschaftsbeziehungen”, “Krieg und Frieden global”, “Methoden zur Analyse internationaler Wirtschaftsbeziehungen” zu unterrichten. Sein erstes Jahr hält er in launigen Tagebucheinträgen fest. Sie geben umgangssprachliche Form und ermöglichen interessierten Abstand, freundliche Zweifel und staunende Fragen über das wie ausgedacht anmutende Setting.
Da der Autor seit März 2019 Professor an der Friedensau Adventist University in Sachsen-Anhalt ist, darf jedoch fiktionalisiertes Erleben vermutet werden. Vermeintlich absurd entschuldigt sich ein Student für die Nichtabgabe wissenschaftlicher Aufgaben mit nicht zuzuordnenden Bildern geschwollener Beine. Erklärungen folgen auch schon mal durch die Ehefrau aus dem Herkunftsland. Als aber Berichte vom Pflichtpraktikum beim örtlichen Fleischverarbeitungsbetrieb, einem Schnellrestaurant oder dem Lebensmitteldiscounter (als Beleg für Beispiele internationaler Wirtschaftsbeziehungen) eingehen, wird deutlich, dass die Studierenden sich in der Umgebung ihre Studiengebühren erarbeiten, zwangsläufig deutschem Alltagsrassismus ausgesetzt und sich sehr weitreichende Zukunftsfragen stellen – und dann kommt auch noch die Corona-Pandemie.
Bendix schafft es mit großer Leichtigkeit, Studierende und Angestellte im Universitätskosmos zu beschreiben. Ein wirklich grandios spaßiger Kunstgriff ist die bis zum Ende namenlos bleibende “IT-Zentrale”, die bedeutungsschwanger grundlegende Infrastruktur (v)er(un)möglicht. Die Machtfrage kommt so sehr unterschwellig immer mal wieder aufs Trapez.
Auch Natur und Tiere spielen in dieser landschaftlichen Weite zwangsläufig eine Rolle. Aber ob es sich beim Titel tatsächlich um einen Biber(castor fiber)-Bezug handelt, lesen Sie und kriegt ihr am besten selbst heraus.
fh
Daniel Bendix: Hotel Castoria
Erschien im März 2024 im KLAK Verlag.
Gebunden, 192 Seiten.
In unserem Webshop: €19,90.
>>Der Autor ist Professor an der Friedensau Adventist University.
>>Weitere Publikationen von Daniel Bendix: u.a. Global Development and Colonial Power (bei Rowman & Littlefield), Beiträge in Postkoloniale Politikwissenschaft sowie Die Politik des Kinderkriegens.
>>Interview (2019) mit Daniel Bendix anlässlich der Broschüre Reproduktive Gerechtigkeit (boell).