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Deb Olin Unferth: Happy Green Family

Das schreibt der Verlag:

Eine akribische Betriebsprüferin, eine desillusionierte Halbwaise, 421 vegane Extremisten, 60 Laster und 900.000 mürrische Legehennen, die auf ihre Befreiung warten. In sechs gigantischen Käfigscheunen … oder doch sieben?

Zwei Frauen beschließen, der Trübsal ihres Lebens und dem Elend der Welt ein Ende zu bereiten und in einer nächtlichen Aktion knapp eine Million Hühner aus einer riesigen Legebatterie in der US-amerikanischen Provinz zu befreien. Für die Umsetzung ihres abenteuerlichen Plans stellen sie ein kurioses Team aus lauter schrägen Figuren zusammen: von militanten Tieraktivisten über einen entlassenen Undercover-Ermittlungschef bis zur Großbauerntochter. Aber die Aktion nimmt einen völlig anderen Verlauf als geplant, denn nicht alle Beteiligten halten sich an die Absprachen …

Die Hühnerliebhaberin und -spezialistin Deb Olin Unferth hat einen ebenso philosophischen wie humorvollen, überbordend erfindungsreichen und psychologisch genauen Roman geschrieben. Ein lauter Abgesang auf die Ödnis des Mittleren Westens und den Horror der Agrarindustrie – und eine begeisterte Hymne an Menschen, die ihre Illusionen verloren haben und dennoch oder gerade deswegen die Welt retten wollen.

Das sagt Die gute Seite:

Wo soll man beim Reden über Deb Olin Unferths „Happy Green Family“ nur anfangen? Auf den knapp 300 Seiten werden so viele Geschichten angefangen, angedeutet, wiederaufgenommen und vergessen, dass es unmöglich ist, hierzu eine Zusammenfassung zu geben. Bitte nicht falsch verstehen, dieses Kaleidoskop an Geschichten ist eine der vielen Qualitäten des Romans!

Sofern man sich darauf einlassen kann, entfalten sich nämlich eine Fülle an Ideen, Betrachtungen und Realitäten der Gegenwart, die zwar oft nicht ausformuliert sind, aber eben zum Denken anregen: Sei es über Fragen zu Essgewohnheiten oder dazu, wie das Leben immer wieder umgestaltet und selbstbestimmt gelebt werden kann.

Politik und Moral sind im Buch eine Sache der Nebensätze ohne nebensächlich zu sein und werden von den Personen im Buch getragen oder besser: repräsentiert.

Da ist Janey, die 14jährig von Zuhause wegläuft und ohne Möglichkeit zur Umkehr in der amerikanischen Provinz landet. Cleveland, eine gewissenhafte Betriebsprüferin von Hühnerställen, die zur treibenden Kraft hinter der größten Hühnerbefreiuungsaktion der Geschichte wird oder etwa Gill, eine Legende unter den Tierrechtsaktivist*innen, der zwischen der Liebe zu seinem Mann und der Verantwortung gegenüber den Tieren entscheiden muss. Glücklicherweise kommt das Buch bei allen ethischen und politischen Impulsen ohne Menschenfeindlichkeit und Vegan-Kitsch aus, was es zu einem ernstzunehmenden Kommentar zu den Themen Massentierhaltung und Umweltzerstörung macht.

Während diese Personen also vor allem Hüllen für Ideen und Geschichten darstellen, sind die Stars und der Mittelpunkt des Buches eindeutig die Hühner. Sie, „ihre schiere Menge, eine existenziell verstörende, eine Welt-Krisenzahl, sie sind das Subjekt“ (S. 183). Ausgehend vom Bwwaauk, dem Huhn, mit dem die Geschichte beginnt, lernen wir über ihre Biologie, über die Huhngesellschaft, ihre Geschichte und nicht zuletzt auch über ihre Träume, Wünsche und Sehnsüchte. Das mag schräg klingen und ist es auch, aber eben auf die gute Weise – es wechseln sich beim Lesen Schmunzeln und Aha-Effekte ab, da fiebert man mit und wünscht am Ende vor allem den Hühnern (Janey und Co natürlich auch!) alles erdenklich Gute!

Max

Deb Olin Unferth : Happy Green Family
Erschienen im Januar 2022 im Verlag Klaus Wagenbach
Klappenbroschur, 282 Seiten, Originaltitel: Barn 8
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Barbara Schaden
In unserem Webshop: €20, epub €16,99