
2016 ist die AfD erstmalig in das Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen. Das Erschrecken darüber war Anlass für die Neuköllner Buchläden, gegen Ende 2016 eine politische Veranstaltungsreihe zu planen, innerhalb derer es um eine kritische Auseinandersetzung mit der AfD gehen sollte. Neben viel positiver Resonanz gab es auch eine zerstörte Schaufensterscheibe und zwei ausgebrannte Buchhandlungsautos. Der Zuspruch für die AfD hat trotz erwiesener rechtsextremistischer Tendenzen zugenommen. Aktuell weisen Umfragen 20 bis über 30 Prozent der Stimmanteile aus. Im Fokus des rechten Kulturkampfs stehen auch immer wieder Buchhandlungen. Das ist ein Grund mehr, im Jahr 2025 wieder eine Herbstlesereihe auf die Beine zu stellen. Und selbstverständlich geht es nicht nur um die AfD…
Wir schauen mit unseren Veranstaltungen auch zurück, denn: Die Zukunft gewinnen und die Gegenwart verstehen, heißt aus der Vergangenheit zu lernen.
Wir freuen uns auf euren Zuspruch und die gemeinsamen Diskussionen!
Die Neuköllner Buchhandlungen: Berliner Büchertisch, Biografische Bibliothek, BuchHafen, Die Buchkönigin, Die gute Seite, Leporello
sowie Galerie Olga Benario, Jaja-Verlag & il kino.
(>>Flyer LAUT LESEN Herbstreihe 2025 Buchladen-Ini)
DAS PROGRAMM:
Freitag, 7. November 2025 um 19 Uhr
Buchhandlung Leporello
Krokusstraße 91, 12357 Berlin
Eintritt 8 bzw. 6 €
Jana Scheerer liest aus „Die Rassistin“
Nora Rischer sitzt im Behandlungsstuhl einer Kinderwunschpraxis, als eine E-Mail sie erreicht: Rassistischer Vorfall an unserer Universität. Sie ist neugierig, vorauseilend empört – und sie stutzt: Ist da etwa ihr eigenes Seminar in der Germanistik gemeint? Rischer ist erschüttert. In ihrem Kopf
werden kritische Stimmen laut, eine innere Anklage beginnt: Hat sie sich als Dozentin tatsächlich rassistisch verhalten? Soll sie sich entschuldigen? Und weshalb? Aus ehrlichem Schuldbewusstsein oder um sich zu retten? Wird sie gecancelt, obwohl sie kein alter weißer Mann ist, sondern eine queere Frau, die sich bislang für linksliberal gehalten hat?
„Die Rassistin“ ist eine schwarze Komödie, die den Rückzug auf allzu bequeme Gewissheiten verweigert. Für Denis Scheck „ …ein großes literarisches Vergnügen, genau das Buch, das unsere Gegenwart braucht.”
Freitag, 15. November 2025 um 19.30 Uhr
Die Buchkönigin
Hobrechtstraße 65, 12047 Berlin
Abendkasse auf Spendenbasis (Empfehlung 5 bis 10€/Person)
Gegen den Wind atmen – frische Texte und
Gesang mit Manja Präkels
Wann haben wir gemerkt, dass wir in einem neuen Land leben? Und woran? Und wie lernen wir, gegen den Wind zu atmen, der sich unheilvoll zusammenbraut und mit scharfen Böen in die Lungen drückt? – 2024 startete ein ungewöhnliches literarisch-soziologisches Projekt. Mit Manja Präkels, Tina Pruschmann und Barbara Thériault wurden drei namhafte Autorinnen als „Überlandschreiberinnen“ ausgeschickt, um die Stimmung in Ostdeutschland zu ergründen, verborgene gesellschaftliche Brüche und Kipppunkte sichtbar zu machen. Manja Präkels besuchte dafür gezielt zivilgesellschaftliche Initiativen und Brennpunkte in Brandenburg. So entstanden literarische Reportagen über die Normalisierung rechtsextremer Strukturen und Narrative. Über Menschen, die wegsehen und schweigen, und solche, die tagtäglich ihr Bestes geben, um im tobenden Sturm der Umwertung aller Werte weiter gegen den Wind zu atmen.
Ihre Texte erschienen kürzlich im Band „Extremwetterlagen. Reportagen aus einem neuen Deutschland“ von Alexander Leistner, Barbara Thériault, Manja Präkels und Tina Pruschmann im Verbrecher Verlag. Außerdem reiste Präkels für den zweiten Band der ‘haıma:tņ-Reihe (hrsg. vom Haus der Kulturen der Welt) nach Frankfurt an der Oder. Ihre literarische Reportage wird ergänzt durch Fotografien von Christian Borchert. Sie liest Passagen aus beiden Texten.
Sonntag, 16. November 2025 um 14.30 Uhr
Die gute Seite
Richardplatz 16, 12055 Berlin
mit: il kino (=Veranstaltungsort)
Nansenstr. 22, 12047 Berlin
Eintritt: 11 bzw. 9 € (Tickets hier oder vor Ort). Tickets zu teuer für deinen Geldbeutel?
!!! Einige Soli-Tickets gibt’s über Die gute Seite (info[at]dieguteseiteberlin.de oder 030-120 222 43)
Wer ein solches spenden möchte, kauft das bitte und gibt der Buchhandlung Bescheid.
Filmvorführung: Das deutsche Volk (OmeU =dt. Original mit engl. Untertiteln)
+30min Austausch im Saal
Montag, 17. November 2025 um 19.30 Uhr
Gemeinsame Veranstaltung aller teilnehmenden Buchhandlungen
in der Galerie Olga Benario
Richardstraße 104, 12043 Berlin
Eintritt frei
Ausstellungseröffnung „Plakate gegen Rechts“ & Vorstellung des “Register Neukölln”
Das Aktionsbündnis „Verlage gegen Rechts“ hat einen Aufruf für „Plakate gegen Rechts“ gestartet, daraufhin sind hunderte Einsendungen eingegangen: Plakate für eine radikal vielfältige, demokratische Gesellschaft. Eine Auswahl zeigen wir in der Galerie. René Koch vom Verlag Kopf & Kragen wird uns über die Plakataktion der „Verlage gegen Rechts“ berichten.
Und: das „Register Neukölln“ stellt sich vor!
Die Berliner Register gehen vor gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Das machen sie, indem sie Vorfälle dokumentieren, die im Alltag in Berlin passieren. Es werden nur Vorfälle aufgenommen, die rassistisch, antisemitisch, LGBTIQ*-feindlich, antiziganistisch, extrem rechts, sozialchauvinistisch, behindertenfeindlich oder antifeministisch sind. Die Vorfälle werden von Bürger*innen über verschiedene Wege an das Register des jeweiligen Berliner Bezirks geschickt. Die Berliner Register sammeln und prüfen die Meldungen, veröffentlichen sie als Einträge in einer Chronik und werten sie einmal jährlich aus. Die Ergebnisse können Politiker*innen, Mitarbeiter*innen der Verwaltung oder politisch engagierte Initiativen in ihre Entscheidungen einbeziehen, und dann Maßnahmen entwickeln, um gezielt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen. Zum Register Neukölln: hier entlang.
Im Anschluss bleibt Zeit für Nachfragen & Austausch an der Soli-Bar des Veranstaltungsortes…
Donnerstag, 20. November 2025 um 19.30 Uhr
Biografische Bibliothek
Richardstraße 104, 12043 Berlin
Eintritt frei
In „Brief an die Mutter“ schreibt Bela Winkens an ihre Mutter, die im KZ Auschwitz ermordet wurde und die sie nie wirklich kennenlernen konnte. Sie erzählt ihr von ihrer Kindheit, ihren Erinnerungen an das KZ Theresienstadt, das sie als Vierjährige überlebte. 1996 war sie in der Lage, diese Memoiren als Brief niederzuschreiben, der nun erstmals veröffentlicht wird.
Kristine Listau und Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag stellen das Buch vor.
Montag, 24. November 2025 um 19.30 Uhr
Biografische Bibliothek
Richardstraße 104, 12043 Berlin
Eintritt frei
„Damals wurde uns klar, dass Bleiben Lebensgefahr bedeutete“
Das Buch dokumentiert die Liebesbeziehung zwischen der Journalistin Eva Siewert (1907–1994) und der Büroangestellten Alice Carlé (1902–1943), die sich 1938 in Berlin kennengelernt hatten. Die als Jüdin verfolgte Alice Carlé tauchte im März 1943 in einem Berliner Außenbezirk unter.
Die HerausgeberInnen Oranna Dimmig, Claudia Schoppmann und Raimund Wolfert stellen ihr Buch vor.
Samstag, 29. November 2025 um 14.30 Uhr
Berliner Büchertisch
Richardstraße 83, 12043 Berlin (Projektraum im Hinterhof)
Eintritt frei
„Mein Feder-Bär und die Friedens-Maschini“
Andrea Karimé: Vorpremiere für Kinder ab 6 Jahren.
Der Feder-Bär vom Meer kann Kinder in Not trösten. Er fliegt durch die Nächte, wärmt und summt, wo es nötig ist. Eines Tages kann der Feder-Bär nicht mehr aufstehen. Was hilft bei Herz-zu-schwer-Werden und Kriegen? Die Friedens-Maschini muss her. Klein wie eine Clementini baut sie Brücken, spricht alle Sprachen und lässt immer ein Stück Frieden zurück. Doch ist sie nicht so einfach zu finden…
Samstag, 29. November 2025 um 19 Uhr
Buchhandlung Leporello
Krokusstraße 91, 12357 Berlin
Eintritt frei
„We Want To Live: Voices for Peace, Stories for Change“
Der Israeli Shay Dashevsky und der Palästinenser Hamza Howidy haben gemeinsam eine Initiative auf den Weg gebracht, die den Dialog, die Empathie und das gegenseitige Verständnis zwischen Israelis und
Palästinensern fördert. Das Projekt wurde als Reaktion auf die zunehmende Polarisierung und Radikalisierung ins Leben gerufen, in der Überzeugung, dass ein direkter, respektvoller Austausch eine
wirksame Alternative zum Extremismus bieten kann. „Voices from Israel and Gaza“ ist ein dialogisches Format, in dem zwei Menschen, Shay Dashevsky und Dr. Ahmed Albaba, mit eindrücklichen persönlichen Geschichten ins Gespräch kommen – mit der Möglichkeit für das Publikum, sich durch Fragen aktiv einzubringen. Die Veranstaltung ist auf Deutsch, ggf. mit kleinen englischen Passagen.
Bitte zu dieser Veranstaltung anmelden: info@leporello-buch.de
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