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Flora S. Mahler: Julie Leyroux

Das schreibt der Verlag:
Julie Leyroux ist eine der angesagtesten Konzeptkünstlerinnen. Ihre Wiener Galeristin Ann hat sie groß gemacht. Längst spielt Julie in der internationalen Topliga, Ann wird zunehmend zum Klotz am Bein. Julie Leyroux ist vor allem auch ein weiblicher Don Juan – sie verführt allerdings nicht nur, sondern kann auch lieben. Sehr sogar. Mona zum Beispiel, mit der sie an der Wiener Akademie am Schillerplatz Kunst studiert hat. Und Julie ist Schwester, Halbschwester eigentlich, des Pariser Philosophieprofessors Robert; mit Julie kam eine Kraft in sein Leben, die er ihr am Ende zurückgeben kann. Mona, Ann und Robert: Sie erzählen ihre Geschichten mit Julie Leyroux, deren Fäden sich nach und nach zu einem großen, mitreißenden Tableau verweben.

Fabelhaft gelingt Flora S. Mahler mit ihrem Erstling eine Nahaufnahme des Kunstbetriebs, eine authentische Innenschau der Gefühls- und Arbeitswelten der Thirtysomethings – ein Roman, der mit den nahelie- genden und zugleich großen Themen des Lebens berauscht: der Liebe, der Arbeit, dem Tod und dem Weltall.

Das sagt Die gute Seite:
Nun also mit Julie Leyroux mein erster “müry salzmann” und gleich ein Volltreffer!

Eine ehemalige Kollegin im Buchladen hatte die etwas eigenwilligen Titel fast jede Saison gelesen und war immer sehr angetan. Aber ich war bislang nie so recht dazu gekommen, obwohl sie für mich optisch immer ein zurückgenommener Hingucker sind. Handwerklich, sprich: von Format, Umschlaggestaltung, Satz, Aufmachung gehören die Bücher im Frühjahr wie Herbst zu den bescheidenen Lieblingen. Sie drängen sich in Farbe, Titel und Form nie auf, sind eher stille Gestirne.

Die Protagonistin des Debütromans von Flora S. Mahler hingegen lässt es krachen. Schon als Studentin wirbelt sie Kunststaub in der Akademie auf, zieht mit einem Tross von Liebhaberinnen durchs Leben, macht auch danach von sich reden und lebt schließlich von ihrer Kunst, die auch weltweit ausgestellt wird und Beachtung findet.

Drei personale Erzählfiguren beleuchten das Leben der fiktiven Künstlerin Julie Leyroux in drei gleich langen Teilen: Mitstudentin Mona (Oder die Liebe), ihre Wiener Galeristin Ann (Oder die Arbeit) und ihr Halbbruder Robert (Oder der Tod) werfen zum Teil zeitlich überlappende Schlaglichter auf Julies Leben, ihren künstlerischen Werdegang und ihren Habitus.

Sehr beeindruckend – für mich als Laiin – wird der Kunstbetrieb ausgelotet: Künstlerin, Entoyage, Journalistin & Kritikerin, Praktikantin, Kunstakademie, Galeristin, Sammler, Ausstellungsbesucher, Partnerin, Familie sind mit dabei und doch steht immer Julies Kunst im Zentrum. Denn sie macht Julie aus – und berühmt. Ein stundenlanges Spaziergangsgedicht, Fuck Spektakelkunst, sieben mit Zeitschlössern versehene Kästchen, eine Silberschale mit Kaviar auf Eis in einem Arbeiterbezirk. Anhand von Julie Leyrouxs Kunstprojekten geht es natürlich auch um die Kunst selbst. Das ist spannend, das ist interessant und es macht Spaß vom Prolog der Phasen eines Kunstwerks bis zum zweiten Epilog, der die Wirkung der Kunst mit einem Augenzwinkern bis ins Weltall reichen lässt.

Die Autorin ist auch selbst bildende Künstlerin, dachte nach eigener Aussage schon länger über feministische Konzeptkunst nach und betont in den kollektiven Charakter ihres Tuns – ob als Teil des Künstler*kollektivs Asgar/ Gabriel (das auch das Titelfoto stellte) oder als Autorin – z.B. in Zusammenarbeit mit der Lektorin. Sie schreibt nicht zuletzt unter Pseudonym und stellt damit den Text selbst umso stärker ins Zentrum.

Sehr interessant: Videointerview der Autorin im Ausnahmegespräch mit der Katja Gasser (ORF Kulturredaktion, Leitung Literaturressort) – siehe hier zu diesem Format des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels mit weiteren spannenden Autor:innen aus Österreich.

Noch netter und “gesprächiger” geht es bei der Livestream-Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Literatur zu, wo neben Debütantin Anna Felnhofer mit “Schnittbild” (Luftschacht°-Verlag, Wien) eben auch Flora S. Mahler mit ihrem Debüt zu Gast ist. Sehr sehenswert.

Friederike Hartwig

Flora S. Mahler: Julie Leyroux
Erschien im März 2021 im Müry Salzmann Verlag, Salzburg.
Gebunden, 234 Seiten für €24,-
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