Das schreibt der Verlag:
Diana ist Waise und lebt bei ihrer Großmutter Edith. Neben der Schule bessert sie das Familieneinkommen durch gelegentliche Diebstähle auf. Als sie erwischt wird, ist die Strafe das Geschenk ihres Lebens: Sie darf ihre Schulden in einer Brauerei abarbeiten. Bald mischt Diana den Markt mit einzigartigen Craft-Bieren auf. Denselben Markt, in dem ihre Großtante Helen seit Jahrzehnten eine der ganz großen Brauereien besitzt. Ein Lied auf das Leben, ein Roman über mutige Frauen und große Emotionen.
Das sagt Die gute Seite:
Endlich ein neuer Stradal! Nach seinem Roman Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens um die Köchin Eva Thorvald mit viel gutem Essen schaut der Autor wieder ganz genau hin und zeichnet nun ein Porträt des Bierbrauens. Es braucht keinerlei Vorwissen, um dieses Buch zu lieben. Die Leserin muss weder Bier mögen, noch muss der Leser etwas vom Brauen verstehen. Es lebt von der Entwicklung der Charaktere. Aber Bier ist allgegenwärtig. Wir lesen von Helen, die in den Sechzigern in einer Männerdomäne ihrer Berufung nachgeht, dafür strategisch heiratet, das Familienerbe in den Blick nimmt, um ihre Ziele zu erreichen und sich in der Geschäftswelt behaupten und durchkämpfen muss.
Ihre Schwester Edith hingegen ist ein Beispiel für die “hard working poor”, die sich auch noch in ihren Siebzigern um neue Jobs (idealerweise mit Krankenversicherung) bemühen muss. Für ihre Enkelin Diana geht sie bislang unbeschrittene Wege. Allein die Schilderung der sozialen Situation von Edith und Diana, mit ihren Ausprägungen auf insbesondere die Jugend von Diana, lohnt die Lektüre.
Männer kommen im Buch als idealistische Förderer, familiäre Unterstützer und liebevolle Ehemänner vor, die ihren Teil dazu beitragen, dass die Frauen ihre Ziele verfolgen und dass sich die Zeiten ändern.
Der Mittlere Westen steht hier für eine Region, die dank früherer Einwanderung aus Mittel- und Nordeuropa viele Brauereien aufweist. Hier geht es um das Ausloten von Provinz ohne Provinzialität, Authentizität trotz Klischee. Diana ist eine, die bleibt, die ein Familienunternehmen aufbaut – wenn auch zu ganz anderen Bedingungen als Helen das Jahrzehnte vorher anging.
Das Buch macht noch mehr Spaß, wenn die Leserin sich ein bisschen in US-amerikanischer oder sogar Midwest-Kultur auskennt, weil dann kleine Anspielungen zum Klingen gebracht werden. Aber auch ohne dies ist das Buch eine gute Wahl für eine Wochenendlektüre oder ein längeres Kapitelchen zur Nacht.
Als Geschenk spielt das Buch die volle Altersspanne aus und ist bei Töchtern ab 25 und auch lesewütigen Großmüttern in den 70ern in den richtigen Händen. Und natürlich auch bei allen Anderen – Frauen* wie Männern*. Und ein bisschen Lust auf Bier macht es natürlich doch… Eine gute Freundin mit Biervorliebe meinte: “Dann gebe ich den IPA vielleicht doch nochmal eine Chance…” Wir probieren demnächst mal ein paar aus. Natürlich aus kleinen Brauereien.
Friederike Hartwig
J. Ryan Stradal: Die Bierkönigin von Minnesota
Erschien im Juli 2021 im Diogenes Verlag.
432 Seiten, Originaltitel: The Lager Queen of Minnesota.
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Kathrin Bielfeldt,
In unserem Webshop: €18
Ebenfalls sehr empfehlenswert: J. Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens
In unserem Webshop: €13