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Joanna Bator: Bitternis

Das schreibt der Verlag:
Kalina Serce, jüngster Spross einer Frauendynastie, Erforscherin einer düsteren Familiengeschichte, betritt eine Villa, die lange Zeit unbewohnt war. Sie tastet nach dem Ebonit-Schalter aus der Vorkriegszeit, um Licht zu machen – eine Ankunft im Unvertrauten.

Mit diesem Haus, der früheren Pension Glück im schlesischen Langwaltersdorf, hat es seine eigene Bewandtnis. Hier traf sich Kalinas Urgroßmutter Berta mit ihrem Geliebten. Berta träumt von einer Flucht mit ihm nach Prag, die der Vater verhindert. Der Hass auf ihn wird so groß, dass sie zu einer ungeheuren Tat schreitet.

Joanna Bators neuer Roman erzählt von weiblichen Lebensentwürfen. Und wie sie scheitern. Im drängenden, sarkastischen, an Elfriede Jelinek erinnernden Ton entfaltet sich das Drama der zornigen Frauen, die ihr Geheimnis durch die Generationen weitergegeben haben. Krieg, Gewalt und privates Unglück haben die Angst und Bitternis hervorgebracht, aus deren Bannkreis erst die Jüngste, Kalina, heraustritt, indem sie davon erzählt. Mit Macht fordert sie das Glück ein, das den Frauen ihrer Familie versagt war.

Das sagt Die gute Seite:
Übersetzerin Lisa Palmes war nominiert für den Buchpreis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung, was sich bei der Lektüre augenblicklich erschließt. Palmes schafft für die deutsche Fassung einen satten und doch leichten Erzählton voller unauffälliger Einsprengsel von Humor und beiläufiger Nebenrede, die an anderer Stelle wieder zum Tragen und Leuchten kommt.

Joanna Bator präsentiert eine genealogische Folge von vier Frauen, die sich im Laufe der sich abwechselnden Figuren-Kapitel zu einem Panoramapuzzle der deutsch-polnischen Geschichte in Niederschlesien entfaltet. Die Autorin spannt einen Bogen von 100 Jahren, in denen Berta, Barbara, Violeta “ungewollte Bäuche machen”. Urenkelin Kalina ist die Erzählerin und sucht in Wałbrzych (ehem. Langwaltersdorf) erfolgreich nach Familienspuren. Fleischverarbeitung, fahrende Händler, viel harte Arbeit und das Sehnen nach Liebe, Anerkennung und Zufriedenheit sind dabei zu gewinnen. Und vor allem Hoffnung, dass jede Generation es vielleicht doch ein bisschen besser machen kann – wenn die politischen Umstände denn gnädig sind.

Jede Frauenfigur entwickelt ihre eigene Kraft: das Fortgehen, vertrauen zu dürfen, den Aufbruch zu wagen, den Blick zurück zu suchen um zu verstehen, warum es so schwierig zu sein scheint, glücklich zu sein. Denn dazu müsste es eine Vorstellung geben, was genau denn dies ausmacht: womit bin ich zufrieden? Dies beantwortete die Zeit für die vier Porträtierten stets ganz unterschiedlich und hatte doch große Auswirkungen für die jeweils nächste in der Generationenfolge. Die Mutter-Tochter-Gespanne in Bators Bitternis verhandeln nichts unmittelbar miteinander. Aber Kalina macht den Schritt zum Verstehenwollen. Und stellt sich damit fester auf beide Beine.

Grandiose über 800 Seiten eines Romans, der ruhig auch noch ein bisschen weiter hätte erzählen können, wie es Kalina in der Folge ergeht. Lang nachhallende Frauenfiguren. Danke, Joanna Bator! Danke, Lisa Palmes!

fh

Joanna Bator: Bitternis
Übersetzt aus dem Polnischen von Lisa Palmes;
Originaltitel: Gorzko, gorzko, Znak (2020).
Erschien im Oktober 2023 im Suhrkamp Verlag.
Gebunden, 823 Seiten.
In unserem Webshop: €34,-/ eBook €29,99
>> Vorherige Romane der Autorin: Dunkel, fast Nacht (TB), Sandberg (TB), Wolkenfern (TB)

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