Das schreibt der Verlag:
Ausgerechnet dem arbeitslosen Amadeo Padilla wird die Ehre zuteil, die Karfreitags-Prozession im kleinen Ort Las Peñas, New Mexico, als Jesus anzuführen. Doch plötzlich taucht seine fünfzehnjährige Tochter Angel auf und droht seine Pläne mit ihren weltlichen Problemen zu durchkreuzen: Die taffe Angel ist im neunten Monat schwanger und nach einem Streit Hals über Kopf aus dem Haus ihrer Mutter ausgezogen. Die fünf Wunden erzählt mit liebevollem Blick davon, wie die verschiedenen Generationen der Familie Padilla das erste Lebensjahr des Babys erleben: Amadeos Mutter Yolanda, die noch mit einer neuerlichen Entdeckung zu kämpfen hat, Angels Mutter Marissa, mit der Angel nichts mehr zu tun haben will, und Yolandas Onkel Tíve, das griesgrämige Oberhaupt der Familie.
Dieses wunderbare Debüt von Kirstin Valdez Quade, deren Erzählungen in der New York Times als Meisterwerke gefeiert wurden, erscheint nun endlich auf Deutsch.
Das sagt Die gute Seite:
Es fühlte sich so gar nicht an wie eine knapp 500 Seiten-Lektüre, sondern im besten Sinne nach Anfang, sachtem, beständigem Lesesog und Fertiglesenwollen. Die fünf Wunden besticht dabei durch die Macht, Kraft, Geduld und Zartheit von Alltagsschilderungen – und gibt dabei vor allem den Figuren der familiären Wohngemeinschaft Tiefe, die im Zentrum steht.
Die Generationenfolge ist eng: Yolanda ist gerade einmal 55, ihr Sohn Amadeo Anfang 30, seine Tochter Angel 15, als deren Sohn Connor das Licht der Welt erblickt. Yolanda bestreitet den Lebensunterhalt, Amadeo kämpft mit Antriebs-, Perspektivlosigkeit & Alkohol, Angel besucht dank eines karikativen Förderprogramms eine Schule für Teenagemütter und will zielstrebig das Beste aus ihrer Situation machen, damit diese sie nicht klein hält.
Und hier kommt eine weitere interessante Figur ins Spiel: Brianna, Angels Lehrerin im Förderprogramm, die mit ihren Privilegien und persönlichen Unzulänglichkeiten ringt, nicht viel älter ist als ihre Schülerinnen, die doch oft so viel lebensweiser wirken, weil sie eine andere Art Alltag zu bewältigen haben als Brianna.
Romandebütantin Valdez Quade macht daraus keine Gegenüberstellung, sondern gibt auch ihren Nebenfiguren Raum und —Würde. Sie zeichnet ein stets differenziertes Bild von Armutsbewältigung, vom Anstrampeln gegen persönliche Gewohnheiten und der scheinbar unabänderbaren Folge fehlender Väter in allen Generationen. Aber die Autorin gönnt uns auch Licht am Ende des Tunnels und rahmt ihren Roman, indem sie ein Jahr erzählt.
Der Erzähltunnel beginnt zwar in Teil 1 mit Semana Santa – Karwoche (105 S.) – in der Amadeo Padilla sich auf Geheiß seines Onkels mit Hilfe des Glaubens (und Mitgliedschaft in einer Bruderschaft) versucht, Ziel und Struktur in sein Leben zu bringen – und endet in Teil 3 mit Fastenzeit (nur 15 S.) am Aschermittwoch ein Jahr später am selben Ort. Der dicke Mittelteil ist voller Leben, Versuche es zu bewältigen und macht Kirstin Valdez Quades Die fünf Wunden zu einer dankbaren Entdeckung.
fh
Kirstin Valdez Quade: Die fünf Wunden
Originaltitel: The Five Wounds, bei W. W. Norton & Company (2021).
Übersetzt aus dem Englischen von Petra Post & Andrea von Struve,
Erschien im Februar 2024 im Verlag Schoeffling & Co.
Gebunden, 480 Seiten.
In unserem Webshop: €26,-/ ebook €20,99/ engl. €18,50
>>Zur Leseprobe von Die fünf Wunden.
>>Außerdem von Kirstin Valdez Quade: Night at the Fiestas. Stories.
>> Schöffling & Co kann auch Katzen! Der literarische Katzenkalender 2025