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Najat El Hachmi: Am Montag werden sie uns lieben

Das schreibt der Verlag:
Ein junges Mädchen marokkanischer Herkunft wächst an der Peripherie von Barcelona auf. Inmitten der religiösen und kulturellen Zwänge ihres muslimisch geprägten Umfelds sehnt sie sich nach Freiheit. Doch die Ausgangsbedingungen sind kompliziert, sodass ihr Weg in die Freiheit nur gelingen wird, wenn sie einen hohen Preis dafür zahlt.

Alles beginnt an dem Tag, an dem sie ein Mädchen kennenlernt, das aus einem freieren Elternhaus kommt und all das verkörpert, wonach sie sich sehnt. Ihre neue Freundin stellt sich den Herausforderungen ihres Lebens als Frau mit einer Energie, einem Enthusiasmus und einer Entschlossenheit, die sie faszinieren und dazu bringen werden, in ihre Fußstapfen zu treten …

Najat El Hachmi lässt die Leser*innen auf eindrückliche Weise an den Erfahrungen von jungen Frauen aus Einwanderungsfamilien teilhaben und positioniert sich dabei mit starker Stimme gegen die Unterdrückung von Frauen, nicht nur in muslimischen Gemeinschaften.

Das sagt Die gute Seite:
Die Erzählerin wendet sich direkt an ihre Jugendfreundin. So wirkt das Erzählte noch dringlicher, direkter, näher. Und offenbar muss die Freundin von damals ins Bild gesetzt werden, so dass der Spannungsbogen schon aufgebaut ist, als die werdende Freundin in das Leben der Erzählerin tritt. Denn natürlich stellt sich die Frage, warum sie sich nicht mehr nahe sind.

Es ist spannend, wie wir uns gleichsam mit in diese wachsende Beziehung zwischen den beiden Mädchen lesen, die sich durch die schulische Jugend kämpfen, das Viertel verlassen und sowohl gemeinsame als auch getrennte Wege gehen werden. Wir lernen unterschiedliche Vorstadtfamilien kennen, von denen viele aus derselben Region oder gar demselben Dorf aus Marokko nach Spanien gekommen sind.

Mich fasziniert, wie sehr die Eine der Anderen Vorbild sein konnte. Und wie sich die Rollen im Laufe der Zeit nicht komplett vertauschen, aber sich der Blick verschiebt. Die Erzählerin erinnert schreibend dringlich an, wieviel es ihr wert war, sich an der vermeintlich stets Unbeschwerten orientieren zu können, wieviel Kraft es ihr gab. Und wieviel Erleichterung. Die Vorbildfunktion wird stets bemüht für die Motivation und Verstärkung von gesellschaftlichem “Aufstieg”. Hier wird sie ausbuchstabiert auf unprätentiöse, herzlich-sehnende und fast schon gleichmütige Art und Weise. Großartig!

Jugendzeitschilderungen müssen meiner Vorstellung nach die Schwierigkeit meistern, gesellschaftliche Verortung, Ton und sprachliches Register der Jugendlichen zu treffen, in deren Zeit und trotzdem mit Blick auf sie eine Geschichte erzählen, die über die reine Beschreibung von Alltagsabläufen und vermeintliche Pubertätskuriositäten hinausweisen. Meine letzten Lektüreversuche waren mit Naira Gelaschwilis Ich bin sie (verbrecher verlag), Susanne Gregors Das letzte rote Jahr (Frankfurter Verlagsanstalt) und Jacqueline Woodsons Ein anderes Brooklyn (Piper) schon etwas her, gut und sehr verschieden auf Grund von Ort und Zeit: Georgien 1959/1975, Slowakei 1989, USA 1970er. Umso offener war ich für etwas Neues.

Nun also ein Vorort von Barcelona. Denn: Es ist ein Gastland-Buch! Ich bin darüber gestolpert, weil ich einer Kundin erzählte, dass ich dieses Jahr explizit ein paar “Spanien”-Bücher lesen möchte, die Kundin Pressearbeit für einige Verlage macht und sie mir dieses sofort ans Herz legte, noch bevor es erschienen war.

Danke dafür von Herzen, lieb:e J.!

Friederike Hartwig

Najat El Hachmi: Am Montag werden sie uns lieben
Erschien im März 2022
in der Reihe welt bewegt im Orlanda Verlag.
Klappbroschur, 271 Seiten, Originaltitel: Dilluns ens estimaran.
Aus dem Katalanischen übersetzt von Michael Ebmeyer,
In unserem Webshop: €22.