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Ray Loriga: Kapitulation

Das schreibt der Verlag:
Zehn Jahre sind seit dem Ausbruch des Krieges vergangen, und der Erzähler weiß noch immer nicht, wofür seine im Krieg verschollenen Söhne überhaupt gekämpft haben. Er und seine Frau befolgen Befehle und bewirtschaften ihren Hof, bis angeordnet wird, dass alle Bewohner der Gegend in die neue Hauptstadt umziehen müssen.

Diese Stadt erscheint zunächst als wahres Paradies. Unter einer atemberaubenden Glaskuppel findet sich ein endloses Gewirr aus durchsichtigen Straßenzügen, Gebäuden, Geschäften. Für alles Lebensnotwendige ist gesorgt, und die Frau lebt sich schnell in ihr neues Leben ein. Doch der Mann findet keine Ruhe in dieser vollkommenen Transparenz, in der es weder Geheimnisse noch blickdichte Mauern gibt. Wer gegen die unausgesprochenen Regeln verstößt, muss mit den schlimmsten Konsequenzen rechnen, wie der Erzähler bald feststellt. Wird er am Ende kapitulieren und sich einfügen, oder gelingt ihm die Flucht aus diesem Alptraum?

>>Eine spannende Geschichte über kollektive Manipulation, das Verschwinden der Privatsphäre und den Kampf um Selbstbehauptung, von einem der wichtigsten und bekanntesten Autoren Spaniens.

Das sagt Die gute Seite:
Das Setting ist zunächst literarisch nicht weiter neu: Krieg und Klima bedrohen das Wohlergehen, wenn nicht das Überleben auf dem Land. Der Bezirksvorsteher ordnet also den gemeinschaftlichen Umzug in die neue sichere Heimstatt an: eine Glaskuppel, die in vielen Anti-Utopien das transparente, zukünftige, sauerstoffsichere neuartige Domizil symbolisiert und damit auch eine gemeinhin fortgeschrittliche(re) Gesellschaftsform.

In Lorigas Kapitulation ist alles Stoffliche aus durchsichtigem Kunststoff: Die Wände von allen Gebäuden bieten somit ebenso wenig Privatsphäre wie Toilettentüren. Einzig Kleidung und Bettlaken scheinen dankbaren, aber immer weniger wichtigen Sichtschutz zu bieten. Alles ist genauestens durchdacht, kostenfrei und theoretisch wie praktisch erfüllend.

Der Erzähler war einst der Angestellte seiner jetzigen Ehefrau als ungewollter Landsitzherrin. Während sie nun glücklich eine Bibliotheksabteilung leitet, wurde ihm eine klar umrissene Aufgabe zugeteilt, die er klaglos bis zufrieden verrichtet. So hat das Paar jedoch keine gemeinsame Erlebnisebene mehr und lebt sich auseinander. Aber die Gefühle wollen nicht mit. Es stört so gar nichts. Was ist eigenes Wollen, wenn alle Bedürfnisse befriedigt scheinen?

Die eigenen Söhne verschwanden in den anhaltenden Krieg. So fügt Loriga dem Personaltableau einen Adoptivsohn bei. Erweiterte Familienbande, wichtiger als Liebesbeziehungsgefühle? Und wie kommen kollektive Entscheidungen einer Gesellschaft zustande, wenn alles wie am Schnürchen läuft und die Gewerkschaften sich verlässlich kümmern?

Mit u.a. diesen Fragen konfrontiert uns der neue Roman des Autors, deren mögliche Antworten noch länger nachhallen.

Friederike Hartwig

Ray Loriga: Kapitulation
Erschien im September 2022 bei CulturBooks.
Gebunden, 200 Seiten, Originaltitel: Rendición.
Aus dem Spanischen übersetzt von Alexander Dobler,
In unserem Webshop: €24, ebook €17,99.
>>Für Kapitulation erhielt Ray Loriga den mit 175.000 Dollar dotierten Premio Alfaguara de Novela.
>>Zuletzt aus dem Verlag besprochen: Anar Alis Nacht der Bestimmung.
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