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Roland Meyer: Gesichtserkennung

Das schreibt der Verlag:
Wann immer eine Kamera unser Gesicht erfasst, müssen wir damit rechnen, unfreiwillig und ohne unser Wissen zum Objekt der digitalen Massenüberwachung zu werden. Automatische Gesichtserkennung ist allgegenwärtig – mit einschneidenden Folgen für unser Verhältnis zum »privaten« Bild.

Die Milliarden Gesichter, die in den Sozialen Medien zirkulieren, sind zur wertvollen Ressource geworden, abgeschöpft und bewirtschaftet von staatlichen wie kommerziellen Akteuren. Doch die Algorithmen der Gesichtserkennung sind fehleranfällig und keineswegs »neutral«: Sie verschärfen rassistische Diskriminierung und festigen Genderstereotype. Roland Meyer fragt nach den Konsequenzen der umstrittenen Technologie – und nach den Möglichkeiten, sich ihr subversiv zu entziehen.

Das sagt Die gute Seite:
Zugegeben, zur Lektüre von Netzfeminismus aus der Wagenbach-Reihe Digitale Bildkulturen hatte ich mich noch etwas motivieren müssen. Ich wollte aber unbedingt reinschauen. Schließlich erschien es im Wagenbach-Verlag, war eine neue, thematisch aktuelle und interessante Reihe. Aber die Aufmachung sprach mich nicht sofort an: Ein Essay im klassischen Print in einem “breiten Reclam-Format” zu “technischen”, “bildbasierten” Inhalten. Irgendwie widersprach sich das, oder? Aber Wissenschaft findet ja nicht deswegen per sé in Videoschnipseln statt…

Essayistisches Appetithäppchen

Aber wie es manchmal so ist: Einmal gekostet, konnte ich nicht mehr genug bekommen. Ich weiß die schmalen Bändchen mittlerweile als wahre Appetithäppchen zu schätzen und verschenke sie außerordentlich gern. Essayistischer Kurzgenuss, ein guter Überblick, für akademisch Geschulte eine nicht zu knappe Einführung ins Thema, die Lust auf mehr macht.

Gesichtserkennung im Schnelldurchlauf

Roland Meyer schlägt den Bogen anhand der Clearview-AI-Schlagzeilen im Januar 2020. Die US-amerikanische Firma hatte laut NYT mehrere Millarden Bilder ohne Einwilligung aus sozialen Plattformen abgezogen und in eigenen Datenbanken gespeichert. Solch eine Datenmenge plus entsprechende Gesichtserkennungsalgorithmen versprechen bis heute Gesichter in Sekundenschnelle identifizieren zu können.

Fehler dabei können gravierende Konsequenzen haben wie der Autor ebenso veranschaulicht wie er Möglichkeiten zur Änderung von “Bildern” und Maskierungen aufzeigt. Da ein Abbild nicht das gleiche ist wie das ursprüngliche Subjekt oder Objekt, sondern nur eine veränderbare Darstellung, spiegeln bspw. konstruierte Bilder nicht existenter Personen zurück in den Wirklichkeitsraum.

Politische

Überwachungskameras auf Bahnhöfen & Flughäfen, G20-Protest-Gesichtsmuster-Erkennung 2018 durch die Hamburger Polizei, racial bias-Diskussionen vor allem in den USA geben immer wieder Anlass zur aktualisierten Auseinandersetzung. Roland Meyer formuliert Transparenz! als vielleicht wichtigste politische Forderung bzgl. Gesichtserkennung als hochriskante Technologie, die tief in Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte eingreift und konstatiert denn auch: “Die Zukunft der Gesichtserkennung ist mithin nicht allein eine technische, sondern vor allem eine politische Frage.” Hier ist jedoch nicht nur die Gesetzgebung adressiert, sondern jede:r Einzelne. Augen auf, hingeschaut, nachgelesen – Reclaim your Face!

Friederike Hartwig

Roland Meyer: Gesichtserkennung
Erschien im April 2021
in der Reihe Digitale Bildkulturen im Klaus Wagenbach Verlag.
Broschiert, 80 Seiten mit Abbildungen für €10,-
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Roland Meyer: Operative Porträts. Eine Bildgeschichte der Identifizierbarkeit von Lavater bis Facebook
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