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Zu Gast bei: freigeistern! Der Podcast für Kinder- und Jugendliteratur

Seitengeistern

Die 39. Folge von „freigeistern!“ heißt „Seitengeistern“, denn es geht um seitenweise Bücher und seitenweise Glück, ums Lesen und In-Geschichten-Baden – und das mitten in Berlin-Neukölln, in der Buchhandlung „Die gute Seite“. Eine der beiden Inhaberinnen und Mitbegründerinnen ist Friederike Hartwig. „Kinderbücher sind für alle: für die, die sie lesen, vorlesen, kaufen und verschenken“, sagt sie. Ein Gespräch über handverlesen-erlesene Bilder-, Kinder-, Jugendliteratur, über gute Seiten, schlechte Seiten, Kriterien, über die Rolle der Illustration, der Comics und Grafic Novels, über Präsentation, Vermittlung, Begeistern, „Seitengeistern“ und über den Glücks-Ort Buchhandlung.

Hier geht’s REINHÖREN in die 39. freigeistern!-Die-gute-Seite-Podcast-Ausgabe!

Hier kann mal REINGELESEN werden, wie sie beginnt (Es spricht: Christine Knödler):

Hallo und herzlich willkommen zur 39. Folge von „freigeistern!“: dem „freigeistern!“-Gespräch. 

„Seitengeistern!“ heißt es – denn es geht um seitenweise Bücher und seitenweise Glück, es geht ums Lesen und In-Geschichten-Baden – und das alles mitten in Berlin-Neukölln.

Denn da gibt es eine Buchhandlung: „Die gute Seite“. Am Richardplatz, in einem Eckhaus im Erdgeschoss, stehen Bänke und Bücher vor der Tür, Menschen und Bücher baden in der Sonne. Berlin ist Grün – „Junges Grün“, hätte meine Großmutter das genannt – die Vögel zwitschern, Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte …

Sozusagen ebenfalls durch die Lüfte flattert der schwungvolle Schriftzug der Buchhandlung über den Schaufenstern: „Die gute Seite“

Tür auf, innen ist es hell und freundlich, der Raum eröffnet sich wie ein L: Im vorderen Bereich finden Erwachsene ihre Bücher, weiter geht’s zu den Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern – und – ganz wichtig zu den Comics und Graphic Novels. Drei Regale und ein großer Tisch in der Mitte – und alle sind voller Buch-Schätze!

Selten habe ich in einem „normalen“ Sortimentsbuchladen ein derart handverlesenes Programm für ein junges Publikum gesehen. Klassiker und aktuelle Titel sind gleichermaßen vertreten: alte Perlen, neue Perlen, bis hin zu experimentellen Büchern mit „Geheim-Tipp“-Aura.

Auffallend viele Einzeltitel, auffallend viele inhaltlich und grafisch spannende Titel stehen da in Reih und Regal beziehungsweise liegen auf Tischen und Bänken aus. Und weil sie so besonders sind, laden sie genau dazu ein: mit Büchern über Tisch und Bänke zu gehen. Also: abzuheben. Loszufliegen!

„Kritiker-Titel“ heißen solche Einzeltitel, weil sie gern im Feuilleton besprochen und mit Preisen ausgezeichnet werden. Oft sind es Bücher, die erst noch von den Leser*innen entdeckt werden müssen. Am besten: gehoben werden wie Schätze. Es sind die schwer vermittelbaren Bücher, die „mit Anspruch“ – die elitären?!

Jedenfalls sind es Bücher, die der besonderen Vermittlung bedürfen.

Das geht am besten mit Begeisterung!

Genau die haben sich die beiden Inhaberinnen von „Die gute Seite“, Anne Gregor und Friederike Hartwig, auf die Fahnen geschrieben: „Wir möchten für das begeistern, was uns Freude macht.“

Und so stehen Bücher nicht nur in Regalen – sie liegen aus, damit Cover gleich mal Blicke anziehen.

Themen-Tische oder die Dekoration der Schaufenster zeigen etwa ausschließlich Titel aus dem Bilder- und Kinderbuch, die sich mit Bildender Kunst befassen. Was für eine Zusammenschau! Was für eine Augenweide!

Das Zauberwort: Präsentation.

Es gibt außerdem Lese-Sessel und ein Buchladen-Café.

Lesefrüchte ergänzen sich mit Gaumenfreuden, der gemeinsame Nenner: einfach genießen!

Auf dem Programm standen, stehen und stehen bald wieder Lesungen, Familientage, Feste. Die Buchhandlung wird zum Ort der Begegnung und des Austauschs, zu einem Ort der Bücher, Bilder, Literatur, zu einem Ort, an dem Ideen, Inspiration, und aktuelle Debatten Hand in Hand gehen. Die Buchhandlung wird zu einem Glücks-Ort, an dem die Geschichten, die Menschen, das Lesen und das Leben gefeiert werden.

Mein Kritikerinnen- und Kinder-und-Jugendliteratur-Herz-Herz hat jedenfalls hoch geschlagen. Sehr hoch!

Acht Jahre ist „Die gute Seite“ inzwischen alt? Oder eher: jung!  „Gründung, Laufenlernen, Ausprobieren, Durchstarten, Pandemie, Weitermachen“, heißt es knackig.

Irgendwann dachte ich: Darüber würde ich gern in „freigeistern!“ sprechen: Über „Die gute Seite“, über gute Seiten, schlechte Seiten – also: über Kriterien, nach denen Buchhändler*innen aussuchen.

Und so hab ich gewartet, bis die Buchhändlerin ihr Gespräch beendet hatte. Ein Junge hatte ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund gesucht: ja, richtig gehört: ein Buch! Für sich selbst wollte er ein Buch über Bäume und Pflanzen. Warum? Weil Bio spannend ist. Unnötig zu sagen, dass er fündig wurde.

Schon sind Unkenrufe à la „Jungs lesen nicht“ zumindest an dieser Stelle entsorgt, Vater und Sohn zogen jedenfalls vergnügt ab – und Friederike Hartwig, ebenfalls Inhaberin von „Die gute Seite“, war frei. Ich fragte – vorsichtig! -, wie spontan sie sei, es zeigte sich: sehr spontan!, zwei Tage später waren wir verabredet.

„Na, klaa!“, sagte die studierte Rechts- und Literaturwissenschaftlerin, die seit Gründung der Buchhandlung glücklich darüber ist, von der Pflichtlektüre zur Prosa zurückgekehrt zu sein.

Ich sag’s ja: Glücks-Ort! Glücks-Tag! Und kurz danach gleich noch einer …