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Endlich im Taschenbuch: Francesca Melandri: Alle außer mir

Das schreibt der Verlag:
Der große Roman der römischen Autorin Francesca Melandri: eine Familiengeschichte, ein Porträt Italiens im 20. Jahrhundert, eine Geschichte des Kolonialismus und seiner langen Schatten, die bis in die Gegenwart reichen.

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen – bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten – und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im »richtigen« Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?

Das sagt Die Gute Seite:

Endlich gibt es das den tollen Schinken im erschwinglichen Taschenbuch zum Mitnehmen in den Urlaub, auf den Balkon oder zum Verschenken. Er hat es verdient, weil er zeigt, wie Aufarbeitung von Kolonialgeschichte als ein Baustein von vielen mit Hilfe der Fiktion möglich sein kann. Ach, gäbe es doch solch eine für die weiße Mehrheitsgesellschaft gut zugängliche Entsprechung für den deutschsprachigen Raum! Oder wussten Sie, dass bspw Brandenburg einst in der Karibik einen Teil der zu Dänemark gehörenden Antillen-Insel St. Thomas mietete inkl. Sklav*en-Freihandel?

Im akademischen Bereich sind Postcolonial Studies und Critical Whiteness auch in Berlin schon länger präsent. Die Ausstellung Der deutsche Kolonialismus 2016/17 im Deutschen Historischen Museum in Berlin wurde viel kommentiert. Das Thema kam gelegentlich und langsam an eine Aufmerksamkeitsoberfläche wie mit der Langen Nacht zum Thema im Deutschlandfunk. Postkoloniale Themen poppten u.a. in Form von Straßenumbenennungsbegehren immer mal wieder an die Oberfläche. Der Verein Postkolonial Berlin ist kein Geheimtipp mehr.

Zuletzt wurde mit der Antirassimus-Bewegung in den USA rund um den Tod von George Floyd die lange Geschichte von Rassismus und deren notwendiger Aufarbeitung wieder offenbar. Und auch in deutschsprachigen Medien nimmt die Debatte an Fahrt auf. Bleibt zu hoffen, dass auch die, nennen wir sie “Mainstream-Belletristik” ihren Beitrag leisten wird. Francesca Melandri hat mit Alle außer mir ihren Hut in den Ring geworfen. Weitere Entwürfe für eine andere Geschichte sind bspw. die Bücher des Kollektivs Wu Ming. Wir dürfen gespannt sein!

Friederike Hartwig

Zum Rezensionen-Stöbern rund um Melandris Roman:
https://www.perlentaucher.de/buch/francesca-melandri/alle-ausser-mir.html
https://www.spiegel.de/spiegel/literaturspiegel/d-160946152.html

Die Autorin im Interview:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/francesca-melandri-ueber-alle-ausser-mir-die-migranten-sind.1270.de.html?dram:article_id=429569

Francesca Melandri: Über Meereshöhe
Roman, 608 Seiten, erschien gebunden 2018 im Verlag Klaus Wagenbach in der Reihe Quartbuch, im Mai 2020 bei Randomhouse/ btb Taschenbuch
Aus dem Italienischen von Esther Hansen
Originaltitel: Sangue giusto. Rizzoli, Mailand 2017.
In unserem Webshop: gebunden €26/ TB €12/ mp3 €29,95/ epub